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Bekanntes und Unbekanntes im Güstrower Stadtmuseum neu entdecken

Rörken aus dem Jahre 1785 und Walzenkrug aus dem Jahre 1774

Bisher nicht gezeigte kleine Kostbarkeiten, die im Depot des Stadtmuseums bewahrt werden, werden ab Mai in monatlichem Wechsel in einer neuen Vitrine im Erdgeschoss des Museums präsentiert. Ein Besuch lohnt sich!

So sind ab Sonnabend, dem 7. Mai 2011, hier Gegenstände aus Zinn ausgestellt, die von einem heute leider untergegangenen Handwerk künden: Das Museum besitzt eine umfangreiche Sammlung, insbesondere von Zinngerät aus dem 17. und 18. Jahrhundert, das zum überwiegenden Teil aus den bürgerlichen Haushalten jener Zeit stammt.

Zum Bestand des Museums gehören auch zahlreiche Zunftgeräte wie Pokale, Teller, Krüge und Rörken, wobei letztere charakteristisch für den norddeutschen Raum sind.

Vom 16. bis zum 20. Jahrhundert lassen sich in Güstrow 29 Zinngießer namentlich nachweisen, denen als Stadtmarke das Wappen unserer Stadt diente. Nach dem Tode Herzog Ulrichs lässt sich eine rückläufige Entwicklung im Güstrower Zinngießerhandwerk feststellen, so dass am Ende des Dreißigjährigen Krieges diese alte Handwerkskunst fast vollständig zum Erliegen gekommen war. 1701 schlossen sich die Güstrower Zinngießer gemeinsam mit den Tischlern zur „Großen Zunft der Tischler und Kannegießer“ zusammen. Erst im Jahr 1814 erhielten die Güstrower Zinngießer wieder ein eigenes Amt, das Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg bestätigte. Im Jahre 1874 gab es in Güstrow noch vier Zinngießer: Meister Friedrich Bechlin, Ludwig Commentz, Meister Filter und Wilhelm Helms.

Das Zinngießerhandwerk führten nur noch die Nachkommen des Meisters Ludwig Commentz fort. Zuerst war es dessen Sohn Georg Commentz, der sich neben seiner Tätigkeit als Goldschmied mit dem Gießen zinnerner Wappen einen Namen gemacht hatte. Dieses Handwerk ging über auf seinen Sohn Fritz Commentz, der die Werkstatt seines Vaters übernahm und sie bis zu seinem Tode im Jahr 1945 weiterführte (Anmerkung der Redaktion: Artikel geändert am 07.07.2020 von Karin Bartock). So lebte in der Kunst des Wappengießens das alte Zinngießerhandwerk bis in das 20. Jahrhundert in Güstrow fort.